Bis dato hatten wir auf unserer Reise fast alle Klima- und Vegetationszonen frei nach Humboldt erkundet - von die verschiedenen Wüsten, über Steppen- und Karstlandschaften hin zu Inseln und den ganz hohen Bergen dieser Erde mit ihrem ewigen Eis. Nur eine Form hatten wir bisher ausgespart - den Regenwald. In Malaysia sind 19 % des Landes mit Regenwald bedeckt, wobei dieser Anteil bedauerlicherweise immer weiter zurück geht. Zwischen 2000 und 2014 wurde eine Fläche in der Größe Dänemarks gerodet und zu Palmölplantagen umgenutzt. Eine Schande und langfristige Katastrophe.
Wir möchten noch etwas vom ursprünglichen Regenwald erleben und fahren zum Taman Nagara Nationalpark. Dieser beheimatet das älteste Waldgebiet der Erde und ist gleichzeitig der älteste Nationalpark des Landes - bereits 1938 wurden die ersten Bereiche unter Schutz gestellt. Er ist von der Fläche ungefähr so groß wie das Ruhrgebiet. Die Stichstraße windet sich über 120km von der Ost-West-Autobahn gen Norden und wird immer kleiner. Wir steuern den "Hauptort", Kuala Tahan an, der jedoch ein kleines Fischerdorf geblieben ist. Ein paar wenige Unterkünfte und schwimmende Restaurants am Fluss prägen das Bild. Hier ist erneut die Natur der Star und dankenswerterweise verzichten die Malayen hier auf großartige Inszenierungen oder RemmiDemmi. Man wählt entspannt zwischen verschiedenen Aktivitäten im Nationalpark aus und erkundet so die Tier- und Pflanzenwelt.
Die Wanderwege im näheren Umfeld von Kuala Tahan haben irgendwann einmal praktischerweise Holzplanken bekommen, auf denen man umherwandert. Dies schützt gleichermaßen den Boden vor Erosion und
die Wanderer vor unliebsamen "Gästen". Wir starten zu einer kleinen Wanderung auf den mit 334m nicht sehr hohen Berg Bukit Teresak - die Temperaturen und die unglaublich hohe
Luftfeuchtigkeit lassen die 2km hinauf jedoch zur sehr schweißtreibenden Angelegenheit werden. Motiviert werden wir von den großen Waldameisen, die emsig über den Weg laufen und deren Strom
nie abreißt. Große Bäume und Farne säumen den Wanderweg. Wir entscheiden uns zu zweit weiter den Abstieg in ungesichertes Gelände und sind froh, vor dem Regen wieder unten am Fluß angekommen zu
sein. Pünktlich auf der Fähre ergießt sich der Monsun und wir genießen erstmal ein gutes Essen auf einem Restaurantboot mit sehr süßem Kaffee.
Ein Highlight des Aufenthaltes hier ist die anstehende Nachtwanderung. Mit Taschenlampen "bewaffnet" und langen Kleidungsstücken ausgerüstet geht es nach Anbruch der
Dämmerung mit einem Guide in den Regenwald. Von einer Aussichtsplattform blicken wir auf eine Ebene und fühlen uns an den Chitwan-Nationalpark in Nepal erinnert. Auch leider vom Ergebnis
her - sowohl hier als dort zeigten sich keinerlei Tiere, so dass wir euch als Tipp mitgeben könnt: Wenn Ihr von Aussichtsplattformen wilde Tiere betrachten wollt - lasst uns besser daheim, wir
bringen da kein Glück :)
Die Nachtwanderung wurde dennoch aufregend und spannend, da wir mit unserer kleinen Gruppe (wir waren zu fünft+Guide) einen etwas längeren und dadurch weniger frequentieren Plankenpfad entlang
gingen. Sehr leise lauschten wir den unbekannten Tönen des Waldes und bewegten uns dabei ziemlich langsam und bedächtig voran. Und wurden belohnt mit vielen Tieren, denen manche von euch
lieber mit dem Staubsauger entgegentreten würden:
Ein besonderes Exemplar hatte sich unter den Plankenweg in einer Treppenstufe häuslich eingenistet - die haarige Tarantula war kein gutes Fotomodell, aber wir waren irgendwie auch froh, dass sie nicht herauskam.
Besonders lehrreich ist es, die kleinen Schlangen zu entdecken - Baumschlangen schlafen am Ende von sehr kleinen Ästen, da sie selbst zu Opfern von größeren Schlangen werden können. Da die
Angreifer sich jedoch aufgrund ihres Gewichts nicht über die kleineren Äste heranschleichen können, sind die kleineren Baumschlangen-Arten dort recht sicher. Clever !
Wir kehren müde nach 2 1/2 Stunden zurück von unserem kleinen Nacht-Abenteuer im Regenwald - es hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Am folgenden Tag gönnten wir alle uns noch eine kleine Floß-Bootsfahrt über den Tahan-River. Zu dieser Jahreszeit führt er wenig Wasser, so dass die Bootsjungs gut aufpassen mussten, damit wir nicht irgendwo hängen blieben. Unter uns gab es große Fischschwärme von exklusivem Wert - bis zu 120 € pro Kilogramm kosten die Süßwasserfische am Ende zubereitet in den edelsten Restaurants Asiens. Wir begnügen uns mit anschauen und können im Boot richtig schön entspannen und diese grüne Welt an uns vorbeiziehen lassen.
Zum Schluss noch einen Tipp für die ungebetenen Gäste, die einem begegnen werden im Taman Nagara Nationalpark - wir sprechen von Blutegeln. Sie setzen sich gerne zwischen FlipFlips und Sandalen
und Erik und Manu wurden "erwischt". Da hilft es wirklich nur "aussitzen" und nach 10min hat der kleine Egel seine Blutration für das kommende Jahr intus und fällt ohne große Aufregung von der
Haut ab. Ein komisches Gefühl bleibt natürlich, Sie übertragen keinerlei Krankheiten und erfüllen sogar bei manchen Therapien heilende Wirkung - ein komisches Gefühl bleibt dennoch, wenn man
ihnen zuschaut, wie sie das eigene Blut absaugen.
Unterkunfts-Empfehlung:
Es gibt in Kuala Tahan eigentlich neben dem Luxus-Ressort nur eine Unterkunft, die absolut empfehlenswert ist - das Tebing Guesthouse. Die Besitzer sind sehr hilfsbereit, die Zimmer absolut neu,
die Klimaanlage funktioniert in den tropischen Temperaturen wunderbar und eine nette Rasenfläche zum Fußballspielen gibt es auch. Volle Punktzahl von unserer Seite und eine schöne letzte
gemeinsame Unterkunft mit unseren Kölner Freunden. Über die mautpflichtige Autobahn geht es zurück nach Kuala Lumpur, wo sich der Kreis schließt.
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