In Siem Reap mangelt es Reisenden an nichts. Party, Nachtleben, (Super-)Märkte, Lokalitäten für jeden Geldbeutel, günstiges Bier und eine entspannte Atmosphäre. Dem Nachtleben bleiben wir fern, doch noch immer genießen wir es, abends ein zwei Bierchen zu trinken. Was für eine willkommene Abwechlung zu den vielen Litern Tee und Wasser, die uns während der vergangenen Monate auch am Abend begleitet haben.
Unsere Basis für die Erkundungen und um zwischendurch auszuspannen, ist das kleine Hostel namens "Pleasure", welches am östlichen Ufer des Flusses in einer ruhigen und entspannten Umgebung liegt in unmittelbarer Nähe zu zahlreiche Lokalen und auch dem quirligen Partyviertel der Pubstreet liegt. Wir haben ein Familienzimmer mit Futon-Bett und Bad gebucht inkl. Frühstück gebucht. Etwa 10 Dollar pro Nacht kostet die Bleibe - wir erwarten nicht allzu viel, obwohl die Bewertungen sehr gut sind. Besitzerin Dumi, eine extrem höfliche Japanerin, weiß, wie sie ihre Gäste verwöhnt: Tee, Kaffee, Trinkwasser aus einem großen Spender, Bananen und Kekse, ein Wasserkocher und Geschirr steht den ganzen Tag zur freien Verfügung. Morgens gibt es frisches Baguette, Marmeladen, Erdnussbutter, Ananas und eine Art Kartoffelsalat oder Ei. Jeder Gast erhält bei Ankunft ein paar weiße Einweg-Hausschuhe mit der Bitte, seinen Namen darauf zu schreiben, damit Verwechslungen ausgeschlossen werden. Im Zimmer gibt es Bügel, verschiedene Lampen, einen Wecker, Kosmetikprodukte, Seife, Shampoo, Handtücher. Wäsche waschen ist in der hauseigenen Waschmaschine für 2 Dollar/Ladung inklusive Waschmittel möglich. Im Garten sprudelt ein Springbrunnen, kleine Tische laden zum Draußen Sitzen ein, zwei Hängematten zum Ausspannen. Auf dem Hof können Zweiräder sicher abgestellt werden. Von Dumi könnten so manche Hostels und Pensionen noch viel lernen und auch wir nehmen für vielleicht spätere "Vermiet-Objekt-Ideen" wieder ein paar Inspirationen mit nach Deutschland. Wir fühlen uns wohl und möchten die Unterkunft gerne jedem weiter empfehlen, der mal in Verlegenheit kommt, in Siem Reap zu übernachten.
Einen Nachmittag verlassen wir die Stadt nicht wie gewohnt nach Norden (Richtung Angkor), sondern nach Süden. Entlang des Flusses, der in den Tonle Sap mündet, führt uns die Fahrt mit dem Roller. Was wir hier zu sehen bekommen, hat mit Dschungel, Tempeln und auf ausländische Besucher ausgerichteten Restaurants und Unterkünften wenig zu tun. Hier dominieren Landwirtschaft und Fischfang den Alltag der Menschen. Der Tonle Sap ist zur Monsunzeit der größten Süßwassersee Südostasiens. Gerade ist in Kambodscha jedoch Trockenzeit und der Wasserspiegel um einige Meter gesunken. Auf einer Art Dammstraße (höher als die Felder und das Schwemmland rechts und links der Asphaltbahn) passieren wir ganze auf Pfählen gebaute (oder sollten wir es besser "zusammengeschustert" nennen?) Dörfer und fahren in Richtung Boots- und Fähranleger. Dahinter führt eine Piste weiter hinein in den See. Es dauert nicht lange, bis wir eine Hausboot-Siedlung erreichen. Es ist wieder Zeit für unsere Frage: Was hält die Menschen hier? In unserer Wahrnehmung sind sowohl die Lebensbedingungen in den Pfahlhäusern als auch die auf den Hausbooten nicht erstrebenswert. Unglücklich wirken die Kinder, die hier nackt und barfuß durch den Staub flitzen, nicht. Vielmehr unbekümmert. Und auch hier gehen die Menschen ihrem Alltag nach: Männer laden Kisten mit kleinen Fischen auf die Ladefläche eines Pick-Ups. Frauen verkaufen an kleinen Stände kalte Getränke, Snacks, Obst und Gemüse. In an Pfählen aufgehängten Matten wird eine Siesta gehalten und in kleinen Hühnerställer schnattert das Federvieh. Auf dem Kanal/Fluss, der in Richtung See führt, rauschen Bootsladungen voller Touristen vorbei, Wir begnügen uns mit unserem Roller-Besuch und fühlen uns schon dabei ein bisschen wie neugierige Eindringlinge. Gucken, Fotos schießen und wieder zurück in die Annehmlichkeiten Siem Reaps rollen. Im Nachhinein sind wir froh, keinen Bootsausflug zu den schwimmenden Dörfern gebucht zu haben. 80.000 Menschen leben laut Reiseführer in schwimmenden Häusern auf und am Wasser. Anja erinnert sich an ihre Erlebnisse am Titicaca-See zurück - auch dort fühlte sie sich als Fremde nicht so ganz wohl in ihrer Haut, als es zum Landgang auf den Schilfplattformen ging.
Neben Stelzenhäusern und Hausbooten machen wir Stopp an zwei buddhistischen Klöstern, die am Wegesrand zum Tonle Sap liegen - die bunten Gemäuer strahlen Frieden aus. Wir beobachten einen Mönch beim Fegen der Gebetshalle, schauen uns die vergoldeten Figuren an, staunen nicht schlecht über die bis in den Himmel ragenden Masten, auf denen zu besonderen Anlässen heilige Flammen entzündet werdene (die in schwindelerregende Höhen reichende Leitern würden wir nicht hinaufklettern) und beschließen, bei Gelegenheit mehr über den kambodschanischen Buddhismus nachzulesen.
Als wir am späten Nachmittag über die unbefestigte, rote, staubige Piste zurück "nach Hause" rollen, beobachten wir Frauen auf den Feldern, die ihre Ziegen und Kühe zusammentreiben. Wir schmunzeln ... es gibt Rituale, die in allen Kulturen und Ländern dieser Welt gleich sind. Neigt sich die Sonne dem Horizont im Westen, werden die Tiere ins sichere Umfeld gebracht.
Unsere Zeit in Siem Reap war hauptsächlich dem mystischen Angkor gewidmet - doch wie ihr lesen könnt, gibt es auch abseits des Tempelkultes Sehens- und Besuchenwertes zu entdecken. Packt euch
also genügend Zeit und Entdeckergeist ins Gepäck, wenn ihr mal eine Reise nach Angkor und Umgebung planen solltet und versucht auf jeden Fall, euch die Gegend individuell zu erschließen.
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