A.) "Hey Sir, how many are you ? 4 ? Nice - Come on, here take a picture. Just one picture. It´s free!"
B.) "Sleep, dream, relax, repeat"
PULAu Langkawi
Das Fährterminal ist modern und sofort werden wir von Taxifahrern und Roller-Verleihern umringt. Wir teilen uns auf und beschließen, dass wir beide bereits dort einen Roller mieten und unsere Kölner Freunde erst in Chenang, unserem Unterkunftsort im Westen der Insel. Unser angemietete Roller fiel fast auseinander, die Helme waren eine Zumutung und leider kein Vergleich zu unserem tollen Erlebnis zuvor in den Cameron Highlands. Egal, wir sind "indien-erprobt" und düsen los.
Die Unterkunft stellt sich als Motel an einer neu gebauten Straßenkreuzung heraus - aber es ist sauber und mit etwas Umbaumaßnahmen schaffen wir es uns vor den Zimmern einen großen Frühstückstisch zu basteln. Aufgrund der großen Hitze (33°C) bewegen wir uns die nächsten Tage vorwiegend mit den drei Scootern über die Insel, die sich über 25km von Norden nach Süden und 28km von Westen nach Osten erstreckt. Was bietet Langkawi uns Inselentdeckern ? Zunächst einmal natürlich Strände, wie es sich für eine Insel gehört. Als Tipp geben wir hier den "Rhu Beach" im Norden, bereits mit Blick auf Thailand. Er ist noch unverbaut, besitzt klares Wasser und einen sauberen Strand.
Langkawi ist seit dem Jahr 2006 Unesco Geopark aufgrund seines tropischen Primärregenwaldes, der den Großteil der Insel bedeckt. Der Berg Gunung Raya überragt die Insel mit 881m - eine windige Straße hoch bringt unsere Scooter ganz gut an ihre Limits - leider ist der Aussichtsturm dort wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Wir haben das Gefühl, dass manche touristische Einrichtungen in Malaysia irgendwann vor 10-15 Jahren mal erbaut wurden und danach dem tropischen Verfall überlassen werden - marode Treppen, nicht funktionierende Aufzüge, geschlossene Wanderwege. Hier oben auf dem Berg wird jegliches Betreten der Anlage übrigens sehr fragwürdig bestraft :
Auf den zweiten Berg, den Gunung Mat Cincang (850m) wird man quasi "hochgeschubst" - es gibt eine von Österreichern gebaute Seilbahn hinauf. Nun sind wir nicht in den Alpen oder im deutschen Mittelgebirge, wo es einfach nur eine Seilbahn gibt. Nein - weit gefehlt. Durch ein WirrWarr von Souvenir und Duty-Free-Läden (Langkawi ist zur Ankurbelung des Tourismus steuerfrei) gelangen wir zum Ticketschalter. Dort gibt diverse Optionen: SkyCab, SkyDome, SkyRex, SkyBridge, SkyGlide, SkyBistro, SkyBoutique, SkyTrail, SkyPos, SkyAdventurePark und, was nicht fehlen darf - ein 6D-Kino und ein Streichelzoo mit Kaninchen. Der Dialog spielt sich dann wie folgt ab :
"Bitte 5 Tickets Hin&Zurück mit der Seilbahn ("SkyCab") bitte"
"Das geht leider nicht - es gibt nur Tickets in Verbindung mit SkyDome und SkyRex"
"Aber wir wollen weder SkyDome oder irgendwelche Dinosaurier"
"Sorry, es gibt nur Kombinationstickets".
Mhm. Vielleicht haben wir die Raffinesse der malaysischen Tourismuspakete noch nicht durchschaut und es wird durch die geschickte Kombination nutzloser Dinge doch ein großartiges Spektakel - wir ergeben uns der Ticketpolitik und betreten die Seilbahn. Dort gibt es kein Gedrängel oder freie Plätze in den Kabinen - es stehen extra zwei Mitarbeiterinnen parat, um die Passagiere auf die auf dem Boden aufgemalte Positionen 1-6 zu platzieren, sie verbal immer ein Stück nach vorne zu "schubsen" und erst zufrieden sind, wenn man roboterartig die Seilbahnkabine betritt. Effizienz made in Malaysia mit freundlicher Unterstützung aus China.
Endlich Ruhe in der Kabine. Und die Fahrt in der "Longest Free Span Mono-Cable-Car", zertifiziert vom "The Malaysia Book of Records" ist zwar nur etwas für schwindelfreie, aber wirklich schön. Sanft gleitet die Kabine zur Mittelstation und zur Bergstation. Oben angekommen bieten diverse Plattformen schöne Aussichten auf das Meer und den Regenwald unter uns. Dort spielt sich auch der Dialog A.) von oben ab - an jeglichen Stellen sind grüne Fotowände aufgebaut und herbeispringende Fotografen wollen jeden Tourist dazu bringen, ein gestelltes Foto zu machen, damit diese Erinnerung dann teuer vor der Abfahrt verkauft werden kann. Ein Phänomen wie in deutschen Freizeitparks der 90er Jahre, lange bevor Selfie-Stangen in Mode kamen - hier in Malaysia sind wir jedoch die einzigen, die das Angebot ausschlagen. Alle anderen lassen sich bereitwillig fotografieren - nun denn, wenn es sie glücklich macht.
Unten wieder angekommen begeben wir uns noch ganz gespannt "SkyRex" - ist ja im Ticketpreis enthalten. Es folgt eine animierte Fahrt mit 3D-Brille in einem übergroßen Jeep/Truck durch eine vulkanspuckende Landschaft, auf der Meteoriten einschlagen und Dinosaurier irgendwelche Hubschrauber vom Himmel holen und uns virtuell verfolgen. Erik hält sich aufgrund der Geräuschpegels dauerhaft die Ohren zu und wir verzichten nach diesem leicht verstörenden 2min Erlebnis auf die Einlösung unseres Tickets für den SkyDome. Manchmal ist weniger mehr, auch bei Tourismuspackages.
Eine Besonderheit zum Abschluss hat Langkawi jedoch noch zu bieten - natürliche Pools mittem im Regenwald. Das harte Gestein wurde an manchen Stellen so erodiert, dass sich weitere Kieselsteine
in die Pfützen ansammelten und dort über die Fließgeschwindigkeit des Wassers wie in einem Mörser über Jahrtausende das Gestein weiter aushöhlten. Es entstanden großartige Pools, Becken und
Rutschen. Durch die Algen wurde zwar jedes Ein- und Aussteigen zu einer leicht peinlichen "Ich schaff es - ich schaff es - ich schaff es - Platsch! - ich schaff es nicht"- Aktion, aber irgendwie
kamen wir doch alle wieder heile heraus. Eine schöne Abkühlung während der heißen Tage.
Auf dem Rückweg zur Unterkunft entdeckten wir einen Markt am Wegesrand - die Händler bauten gerade fleißig auf, überall wurde gebacken, gebraten und Leckereien angeboten. Es ist schön, das
"normale" Leben mit freundlichen Menschen wieder zu erleben, die sich wenig darum kümmern, welche großen Tourismusideen auf Ihrer Inseln umgesetzt werden sollen. Für uns gibt
es viel zu probieren, vor allem süße Leckereien landen in unseren Bäuchen :)
Vor der Abfahrt nutzten wir die Duty-Free-Möglichkeiten und deckten uns mit Schokolade, Wein und Zigarettenstangen ein. Anja lernte auch den Captain Morgan kennen, das wichtigste Getränk zu Manus
wilden Kölner Zeiten - gemixt mit Maracuja-Saft ergibt es einen schönen, fruchtigen, vanilleartigen Rum-Cocktail - unbedingt ausprobieren oder von Manu mixen lassen :)
Pulau Kapas
Via Facebook nehmen wir Kontakt zu einem anderen Captain auf - es ist Captain Longhouse, ein Hostel auf unserer zweiten Insel, Pulau Kapas. Über die üblichen Buchungsplattformen sind nur wenige Unterkünfte der Insel verzeichnet und auch der Captain kommuniziert am liebsten provisionsfrei über Mark Zuckerbergs blauen Riesen. Pulau Kapas liegt an der Ostküste Malaysias und ist nur in wenigen Reiseführern überhaupt verzeichnet - eine kleine, 2km lange Insel ohne Straßen oder gar Einkaufsmöglichkeiten. Der Kontrast zu Langkawi könnte nicht größer sein. Eine kleine Fähre setzt uns für kleines Geld in 20min über und legt direkt am feinen weißen Strand an. Hier gibt es keine Terminals oder Taxifahrer, nur ein paar Fische im Wasser und Palmen am Strand. Perfekt für drei Tage Erholung. "Kapas" bedeutet übrigens "Baumwolle" - die Insel ist danach benannt, weil die weißen Strände von der Entfernung wie Baumwolle aussehen.
Das Longhouse empfängt uns herzlich und ist jetzt während der Nebensaison noch wenig frequentiert - der große Schlafsaal mit 18 Betten ist leer, wir haben Doppelzimmer mit Ventilator und, ganz wichtig, Moskitonetzen bezogen. Alles erinnert etwas an unsere Zeit auf Koh Rong Samloem - es stellt sich schnell ein entspannter Inselrythmus ein. Das Highlight von Pulau Kapas sind keine künstlichen Attraktionen, sondern direkt vorm Strand zu finden - Korallenriffe in glitzernden Farben und kleinen und großen Fischen. Selbst mit unserer günstigen Schnorchelausrüstung, die wir im Oman kauften, lohnen sich die Schnorchelgänge. Mit T-Shirt und Sandalen bekleidet, gleiten wir über diese sehr fremdartige Unterwasserwelt - überall sind Seegurken zu sehen, wichtige Meeresbewohner, die leider bedroht sind, weil China sie als Delikatessen verspeist.
Wir kennen sie auch nur, weil wir in Kambodscha das empfehlenswerte Buch "Eine Insel für uns : Eine wahre Geschichte von Einsamkeit und Zweisamkeit" von Adrian und Nina gelesen haben und die beiden leidliche Erfahrung mit Seegurkenfischern gemacht haben. Hier auf Pulau Kapas scheinen die Bestände jedoch noch zahlreich und die Korallen etwas außerhalb noch ökologisch intakt.
Wir mieten uns am kommenden Tag ein Seekajak und umrunden die Insel innerhalb von 3h. Das Meer ist sanft und auch wenn das paddeln ungewohnt anstrengend ist, macht es Spaß, sich mal wieder
körperlich anzustrengen. Wir genießen ein Picknick am Nordufer der Insel und schauen dabei anderen Tauchergruppen zu, die die Unterwasserwelt per organisiertem Trip erkunden.
Da wir weder beim Schnorcheln noch beim Kajakfahren Bilder machen konnten, machen wir euch nun einfach mit noch mehr schönen Insel-Strand-Bildern etwas neidisch :)
Wir verlassen Pulau Kapas glücklich und zufrieden, dieses kleine Eiland auf der Karte entdeckt zu haben. Die Aktivitäten beziehen sich hauptsächlich auf Strand und Hängematte, aber genau deswegen waren wir ja dort :)
Der nun kommende Kontrast könnte nicht größer sein - auf geht´s in den Regenwald !
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